Nutzung von Genbank-Material: Erste Zahlung an den Internationalen Fonds des Saatgutvertrages
Die Nutzung der enormen Kulturpflanzenvielfalt in Forschung und Züchtung ist eine Grundlage der Ernährungssicherung. Weltweit wird diese Vielfalt in Sammlungen wie der deutschen Genbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung erhalten.Die BLE hat die intensiven und langjährigen Bemühungen Deutschlands als Vertragsstaat des Internationalen Saatgutvertrages kontinuierlich fachlich begleitet und unterstützt. Ziel ist, die Nutzung der Ressourcen zu erleichtern und die Gewinne aus dieser Nutzung über einen Benefit Sharing Fonds des Saatgutvertrags gerecht zu verteilen. Diese Bemühungen haben nun mit der ersten nutzungsabhängigen Einzahlung in den Fonds einen wegweisenden Meilenstein erreicht. Ein holländisches Pflanzenzuchtunternehmen hat 119.000 US Dollar in den Benefit Sharing Fonds des Internationalen Saatgutvertrages eingezahlt. Diese Zahlung setzt ein positives Zeichen, den Saatgutvertrag und sein Zugangs- und Benefit-Sharing System weiter zu stärken. Die Einzahlung ist ein Prozentsatz der Nettoeinnahmen, die das Unternehmen durch die Vermarktung von Gemüsesorten erwirtschaftet hat, für deren Züchtung es Pflanzenmuster aus dem sogenannten Multilateralen System (MLS) - eine globale virtuelle Genbank - des Saatgutvertrages benutzt hat. Die Pflanzenmuster waren von den Genbanken des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Deutschland und des Centre for Genetic Resources of the Netherlands (CGN) im MLS bereitgestellt worden.
Der Internationale Saatgutvertrag und das MLS
Im Internationalen Saatgutvertrag verpflichten sich die Vertragsstaaten, zurzeit 144 einschließlich der Europäischen Union, pflanzengenetische Ressourcen an ihrem Naturstandort und in Genbanken zu erhalten, sie zu charakterisieren und zu evaluieren sowie ihre nachhaltige Nutzung sicherzustellen und den Vorteilsausgleich aus der Nutzung zu gewährleisten. Das Kernstück des Saatgutvertrages ist das multilaterale System für Zugang und Vorteilsausgleich (MLS). Es umfasst inzwischen über 2,3 Millionen Proben Saatgut und Pflanzmaterial. Diese befinden sich in nationalen Sammlungen, die unter der Verwaltung und Kontrolle der Vertragsparteien stehen und öffentlich zugänglich sind, und den Sammlungen in den Genbanken der CGIAR Forschungszentren und anderer internationaler Institutionen, die unter Artikel 15 des Saatgutvertrags entsprechende Vereinbarungen mit dem Saatgutvertrag geschlossen haben. Bis heute hat das MLS den Austausch von über 4 Millionen Proben ermöglicht. Das entspricht einer Rate von 1000 Transfers pro Tag. Das MLS regelt den erleichterten Zugang zu diesen Proben und die gerechte Aufteilung der aus deren Nutzung entstehenden Vorteile mittels einer standardisierten Materialübertragungsvereinbarung. Der Zugang wird nur zum Zweck der Nutzung und Erhaltung in der Forschung, Züchtung und Ausbildung für Ernährung und Landwirtschaft gewährt. Nutzer, die Proben aus diesem globalen Genpool verwendet und daraus einen Gewinn erzielen, sind verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz ihres Nettoumsatzes an den Benefit-Sharing-Fonds zurückzuzahlen, wenn sie die weitere Verwendung für die Züchtung der neu entwickelten Produkte durch andere einschränken.
Der Benefit Sharing Fonds des Saatgutvertrages
Die Einnahmen, die aus freiwilligen Beiträgen von Vertragsparteien und anderen und dem Saatgutvertrag und seinem MLS resultieren, werden in den Benefit-Sharing-Fonds, der treuhänderisch von der FAO verwaltet wird, eingezahlt. Von den Einnahmen werden Projekte zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in Entwicklungsländern finanziert. So erhalten diese Länder, die oft besonders reich an pflanzengenetischen Ressourcen sind, finanzielle Unterstützung, um die Kulturen zu erhalten und zu nutzen, die unsere Nahrungsmittelversorgung sichern.
Deutschland und der Saatgutvertrag
Deutschland ist seit 2004 Vertragspartei, dem Jahr des in Kraft Tretens des Vertrages. Deutsche Genbanken, im Besonderen das IPK, haben mehr als 100.000 gut dokumentierte Pflanzenmuster in das MLS eingebracht. Über sein Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) unterstützt die BLE das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in der Wahrnehmung und Erfüllung der nationalen Verpflichtungen als Vertragspartei. Außerdem hat das BMEL freiwillige Zahlungen in den Fonds geleistet und fördert im Besonderen die Entwicklung des globalen Informationssystems des Saatgutvertrages, in dem die im MLS bereitgestellten Proben dokumentiert werden.